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Unser Bericht und Fotos vom LITURGY-Konzert im STUDIO 672 am 03.06.2015

LITURGY im STUDIO 672

Das Kölner STUDIO 672 - sozusagen der Keller des Stadtgartens - lud am vergangenen Mittwoch zu einem interessanten und vielschichtigem Abend: gebucht waren zum einen Liturgy aus New York, die wir schon zwei Mal zuvor in der schönen holländischen Stadt Tilburg erleben durften; ein Mal beim Incubate-Festival und ein weiteres Mal beim Roadburn-Festival zwei Jahre später. Weiterhin auf dem Programm stand MAOUPA MAZZOCCHETTI, von dem wir im Vorfeld noch nie etwas gehört hatten. Und da am folgenden Tag ein Feiertag anstand, gab es nach den beiden Künstlern noch eine lange Nacht zum Durchtanzen mit LENA WILLIKENS, KIERAN und VAID, die sich eher den technoiden Klängen verbunden fühlen. Alles in Allem also ein überaus abwechslungsreiches Programm für Leute ohne musikalische Grenzen.

LITURGY aus New York haben uns in der Vergangenheit mit ihren ersten beiden Veröffentlichungen schon sehr in ihren Bann gezogen! Sie selbst nennen ihren Sound Transcendental Black Metal, wobei Puristen diese Definition sicherlich belächeln mögen. Die Alben RENIHILATION als auch das zweite Album AESTHETICA bestechen durch eine unglaubliche hohe BPM-Schlagzahl - Schlagzeuger Greg Fox drescht nur so auf seine Felle ein, und das in einem atemberaubenden Tempo. Dazu gesellt sich der Bass von Tyler Dusenbury, der mal ebenso zackig aus den Boxen ertönt, dann aber auch hin und wieder einfach nur mächtige Sub-Bässe die Körper der geneignten Zuhörer erbeben lässt. Hunter Hunt-Hendrix und Bernard Gann zeichnen sich für die Gitarrenklänge veantwortlich, wobei Gann den "Rhythmus" spielt und Hunt-Hendrix den "Lead"-Teil, nebenbei "singt" er auch. Wobei bei den genannten beiden ersten Alben sein Gesang eher mit Geschrei zu beschreiben ist (eine gute Freundin sagte immer: "Da faucht der Tiger wieder" - was irgendwie sehr gut passt!). Und mit ihrem dritten Album THE ARK WORK, welches vor nicht all zu langer Zeit erschienen ist, öffnen sich LITURGY ein wenig hin zu Experimenten, die sich auch in "gesungenen" Passagen zeigen. Weiterhin nutzen sie auf ihrem neuesten Album viele Samples wie Glocken, Dudelsack etc. und setzen auch mal eine Sample-Bassdrum ein, die einen zuerst denken lässt, man höre nun einen Techno-Track. Alles in Allem also eine sehr interessante Mischung, die LITURGY da mit diesem letzten Album präsentieren und die uns sehr neugierig auf deren Live-Auftritt gemacht hat.

Als wir gegen 20 nach 8 das Studio 672 betraten war der Raum im Keller noch recht spärlich gefüllt. Wir vermuteten eigentlich auch, dass sich dies nicht sonderlich ändern würde und beschlossen, noch ein paar Sonnenstrahlen zu erhaschen, gepaart mit Nikotin und Bier. Zu diesem Zeitpunkt spielte eine DJane experimentelle Elektronik, die auch bereits recht interessant klang und neugierig auf das machte, was zu der Aftershow-Party folgen sollte. Der Konzertbeginn war für halb 9 angesetzt, und da wir davon ausgingen, dass MAOUPA MAZZOCCHETTI die One-Man-Vorgruppe mimt, beeilten wir uns nicht sonderlich. Als wir zurück kamen war der Eingang des Studio 672 und die Treppe zur "Tür" mächtig befüllt mit Menschen, die sich ebenfalls das Konzert anschauen wollten. Der Raum des Studio 672 war mittlerweile proppevoll, und sich einen Platz vor der Bühne zu ergattern erschien nahezu aussichtslos. Durch die Meute hindurch erkannten wir, dass sich bereits Musiker auf der Bühne befanden und der Konzertbeginn unmittelbar bevorstand. Und zu unserem Erstaunen waren dies direkt LITURGY, die den Auftakt der Abends bestritten. Da sind wir also gerade noch rechtzeitig zurück gekommen, um Nichts zu verpassen.

LITURGY legten auch sofort in einer ordentlichen Lautstärke mit dem Stück "High Gold" von ihrem zweiten Album los. Und die Energie, die LITURGY dort auf der Bühne fabrizierten, entfaltete sich sogleich im Raum. Man sah trotz des eigentlich fast schon überfüllten Studio 672 hier und da wirbelnde Haare und Hände, jedoch waren aufgrund des Platzmangels keine großen Sprünge oder gar Tanzeinlagen möglich. Von unserer Position her war auch nicht wirklich viel von dem Trubel, der da vorne auf der Bühne abzugehen schien, zu sehen. Doch Lautstärke und die Atmosphäre, die die Stücke von LITURGY transportieren, zogen uns ebenfalls direkt in ihren Bann. Weiter ging es dann mit "Follow" vom neuen Album, allerdings "fehlten" die teils merkwürdigen Samples wie Glocken und Störgeräusche, die vom Album her bekannt sind, was der Livedarbietung des Songs aber absolut keinen Nachteil bescherte. Hier bemerkt man auch den Wandel des aus den alten Alben bekannten Geschreis hin zu hypnotischem, fast schon schamanischem Gesang, der in Kombination mit dem wuchtigen Bass, dem wieder einmal schwindelerregendem Tempo der Drums und den fast schon bewusstseinserweiternden Gitarren eine tolle Dynamik entfachte. Auch bei "Kel Valhaal" ließen wir uns als auch das Publikum drumherum in den Sound fallen und gingen - soweit möglich - energisch mit, vorwiegend im Stehtanz mit verschlossenen Augen und in die Luft gereckten Fäusten.

Nach einer Weile bahnten sich einige Besucher ihren Weg nach vorne, was wir zum Anlass nahmen uns anzuschliessen - wir wollten ja schließlich gerne ein paar Fotos für Euch schießen. Dies gelang auch bis zur zweiten Reihe, wo es natürlich insgesamt noch immer nicht mehr Freiraum gab, aber die Sicht auf die Bühne war zumindest etwas besser und auch der Sound schien ein wenig klarer zu sein - wobei man wirklich sagen muss, dass die Lautstärke schon fast brutal war, dem Sound von LITURGY aber absolut zuträglich gewesen ist, um vollends in deren Klangwelt einzutauchen. Wenn man sich umschaute sah man ringsum ausschließlich Leute, die sichtlich genossen, was ihnen hier prästentiert wurde - trotz der widrigen Umstände wie Platzmangel und ohrenbetäubendem Krach - in absolut positivem Sinne! (An dieser Stelle noch mal ein freundliches Dankeschön an den großgewachsenen Herren, der uns/mich vor sich hat stehen und genießen lassen!) Als nächstes folgte wieder ein Song ihres neuen Albums - "Follow II" - der mit seinem langen Synth-Intro wunderbar eingeläutet wurde um dann wieder im liturgy'schem Wahn auszubrechen, wenn dieser genial verzerrte Bass einsetzt und sich in die Magengrube windet und später die Drums dazu kommen. Wunderprächtig!

LITURGY führten ihren Block mit Songs des neuen Albums mit "Quetzalcoatl" fort (der "Techno"-Song) und wechselten danach zu "Veins of God" aus dem zweiten Album, was mit zu unseren favorisierten Stücken zählt. War das toll! Die ausnahmsweise mal langsamen Drums zu Beginn, der dröhnende Bass, das Riff....perfekt! Und wenn der Break zur Mitte des Songs kommt und sich der Song dann so herrlich vertrackt fortsetzt...goosebumps! Weiter ging es mit dem überlangen "Reign Array" vom neuen Album. Und immer wieder Greg Fox am Schlagzeug, der uns jedes Mal wieder ein Staunen ins Gesicht zaubert. "Was Menschenhände alles schaffen können" - um einen lieben Kollegen zu zitieren. Das, was er da an den Drums fabriziert, ist wirklich enorm beeindruckend! Die restlichen Bandmitglieder sind weniger exzentrisch unterwegs, vielmehr agieren sie relativ verhalten und in sich gekehrt, Sänger Hunter Hunt-Hendrix meidet größtenteils den Augenkontakt zu seinem Publikum und scheint konzentriert, seine teils schon eher schüchterne Art macht ihn aber sehr sympathisch und passt zu der "transzendentalen" Grundstimmung ihrer Musik.

Als weiteres Highlight - für uns - spielten LITURGY dann noch "Generation", ebenfalls einer unserer Lieblingssongs des bisherigen Outputs der Band. Hier hatte Greg Fox auch noch mal eine kleine Verschnaufpause (in Relation zu dem was er zuvor knüppeln musste), aber der vertrackte Beat und die dazugehörigen Gitarren machen diesen Songs zu einem absoluten Knaller und nicht weniger dynamisch und energiegeladen! Wir haben uns auf jeden Fall wahnsinnig gefreut, diesen Song dargeboten bekommen zu haben! Und dann...war's eigentlich vorbei. Aber das Publikum wollte das Konzert noch nicht enden lassen. Der Applaus war zuvor schon zwischen den Songs recht deutlich ausgefallen, doch als das Konzert "drohte" zu Ende zu sein ließen die Leute und auch wir nicht locker, und LITURGY belohnten dies mit einer Zugabe - "Pagan Dawn" vom ersten Album. Und puh...das hat noch einmal alles aus uns herausgeholt und uns äußerst glücklich beseelt verabschiedet.

Wir müssen gestehen, dass wir uns nun (fast) komplett auf die veröffentlichte Setlist hier verlassen haben, denn vor Ort in Getümmel und Krach war es uns im Nachhinein kaum möglich, uns noch an die Songreihenfolge zu erinnern...aber es scheint zu passen, zumindest was unsere grobe Erinnerung zulässt ;)

Nachdem LITURGY ihr Konzert nach gut 90 Minuten beendet haben mussten wir erst einmal an die frische Luft und runter kommen! Mannomann, war das ein Wahnsinn! Die ersten erlebten Konzerte von LITURGY in Tilburg waren ja schon toll; aber das, was sie uns an diesem Abend in Köln boten, übertraf dies in Bezug auf Atmosphäre und Dynamik noch einmal und hat wirklich mächtig Spaß gemacht! Man muss natürlich ganz klar sagen, dass LITURGY schon ziemlich speziell sind und bei Weitem nicht jedermann gefallen...aber das ist irgendwie auch gut so! ;) Wir waren auf jeden Fall äußerst zufrieden mit dem dargebotenem Auftritt. Draußen vor dem Studio 672 bemerkten wir erst einmal, wie laut das Konzert anscheinend wirklich gewesen ist. Ein derart taubes/dumpfes Hörempfinden erleben wir doch recht selten nach einem Konzert. Dies ließ uns auch eine ganze Weile im Stadtgarten bei Bier, Nikotin und netten Gesprächen verweilen, bis es uns dann wieder in das Studio 672 zog; es stand ja noch die Aftershow-Party mit LENA WILLIKENS an, die wir heute auch endlich mal zum ersten Male hören wollten - und wenn's gefällt auch gerne tanzend!

Als wir wieder zurück in die Kellerräume des Studio 672 kamen spielte dort noch immer Maoupa Mazzochhetti, den wir schon fast vergessen hatten. Und Schande über unser Haupt, denn der war zwar völlig konträr in Bezug auf das zuvor erlebte LITURGY-Konzert zugange, nämlich komplett elektronisch - vielleicht sogar rein analog? - aber er machte für die letzten 20 Minuten, die wir noch erlebten, richtig Spaß! Technoide Beats, ein Korg MS-10 oder -20 und mächtig Old-School-Feeling verleiteten uns sofort mit einzustimmen und zu tanzen...der mittlerweile verhältnismäßg geleerte aber angenehm gefüllte Laden machte dies auch ohne weiteres möglich, und die Stimmung war überaus prächtig! Sehr schön! Sein Auftritt war dann aufgrund unserer langen Verweildauer draußen recht schnell vorbei, doch es ging nahtlos weiter mit elektronischer Musik von den Plattentellern. Und auch dies vermochte den anwesenden Leuten gut zu gefallen, es wurde stetig weiter getanzt, getrunken und gelacht. Irgendwann - das Zeitgefühl kam uns zwischenzeitig abhanden - trat dann auch Frau WILLIKENS hinter die "Wheels of Steel" und legte ein ordentliches Set hin. Wir würden es jetzt mal grob als Abstrakt-Elektronik/-Techno bezeichnen, wobei - die Erinnerung ;) Definitiv hat aber auch ihr Set äußerst Spaß gemacht und zum Tanzen animiert, was sich dann auch noch bis in die frühen Morgenstunden fortgesetzt hat. Als wir das Studio 672 dann endgültig verließen ging bereits die Sonne auf, die Vögel zwitscherten, und der Heimweg war lang...doch die ganze Nacht hat derart Spaß gemacht, dass dies nebensächlich erschien und Lust auf mehr macht! Das Konzept des Abends mit seinem äußerst konträrem Programm hat uns sehr gefallen und das sollte es eigentlich auch jedem Connaisseur guter Musik! Daher solltet ihr Euch den Namen SOUNDS WRONG - FEELS RIGHT mal notieren und schauen, was in Zukunft geboten wird. Wir denken, das könnte Spaß bereiten! In diesem Sinne...

Ein ganz herzliches Dankeschön für die freundliche Unterstützung von Community Promotion und an das Studio 672.

Alle Fotos stammen von Marcel Moch

 

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