BEPROG!MYFRIEND Festival 2016 – Tag 2 | 02.07.2016 (Teil 2)
OPETH
Nach dem traumatisierenden Erlebnis mit MAGMA ging es endlich zu einem der beiden Headliner dieses Festivals. Die Freude war groß, obwohl Sänger und Gitarrist Mikael Åkerfeldt wohl großer MAGMA-Fan ist. Aber zum Glück spielen OPETH auf vielen Leveln „schönere“ Musik. Man mag den Einfluss auf den letzten Alben vielleicht ein wenig heraushören, aber zum Glück nur in sehr kleinen Dosierungen.
Noch bei schwachem Sonnenschein starten die Schweden mit „The Devils Orchard“ ihr zweistündiges (!) Set. Auch wenn auf den letzten Alben der Härtegrad ein wenig heruntergefahren wurde, darf sich das Publikum über Stücke wie „The Grand Conjuration“ oder Klassiker wie „Deliverance“ freuen und das verträumte „Hope Leaves“ zeigt die volle Bandbreite und Vielseitigkeit der Schweden. Die üblichen trockenen Albernheiten Åkerfeldts zwischen den Songs dürfen natürlich auch nicht fehlen und sogar Bassist Martín Méndez darf kurz ans Frontmikro treten und ein paar Worte in Spanisch von sich geben. Besonders hellhörig wird man jedoch, als der Frontmann erzählt, die Band habe gerade erst das Master für das Ende September kommende Album „Sorceress“ erhalten. Man darf gespannt bleiben! Obwohl laut Aussage von Åkerfeldt die Band die letzte Zeit wenig live aufgetreten ist und daher nicht gut eingespielt ist, legen die Mannen von OPETH einen gewohnt fetten Auftritt in dem tollen Ambiente des „Poble Espanyol“ hin!
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STEVEN WILSON
Dass STEVEN WILSON nach OPETH spielt ist sicher der nötigen Dunkelheit der für die Show essentielle Projektionen geschuldet. Der Auftritt des umtriebigen Wilson lebt quasi aus der Symbiose des Sounds und der Lichtshow sowie eingespielten Videos hinter den Musikern. Bei einigen Titeln merkt man sogar den Sourround-Sound dank dezenter effektvoller Beschallung von hinten. Perfekt greifen nicht nur Musik und Licht ineinander, auch die hochkarätige Band um den einstigen PORCUPINE TREE Mastermind mit zum Beispiel Nick Beggs am Bass, Dave Kilmister an der Gitarre, scheint perfekt eingespielt. Der Perfektionist Wilson dirigiert als Frontmann quasi seine Musiker und zieht einen mit seiner Bühnenpräsenz schnell in den Bann. So ist das euphorisierte Publikum auch bei ruhig startenden Titeln wie „Index“ diszipliniert in stiller Erwartung oder feiert bei dem ungewohnt poppigen und positiven Song „Hand Cannot Erase“ die Musiker. Der Fokus liegt aber dennoch in den melancholischen Sounds. Wilson beherrscht es einfach bedrückende Stimmungen zu erzeugen und weiß es auch gekonnt auf die Bühne zu bringen. Aufgelockert wird es immer wieder durch leicht jazzige und frickelige Passagen. So sehr einem auch STEVEN WILSON Solo gefällt vermisst man noch immer die auf unbestimmte Zeit pausierenden PORCUPINE TREE. Als kleine Wiedergutmachung gibt Wilson mit „Lazarus“, „Don’t Hate Me“, „Sleep Together“ und „The Sound of Muzak“ zumindest ein paar Klassiker seiner alten Prog-Kult-Band zum Besten.
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Alle Fotos dieser Galerie stammen von Jacques Moch
TEXTURES
Was ein Tag! Mittag noch durch das schöne Barcelona geschlendert, dann der Start des Festivaltages und dann zur Krönung jeweils 2 Stunden OPETH und STEVEN WILSON. Danach kann man schon mal ein wenig platt sein und voller Eindrücke. Aber ganz vorbei ist es ja noch nicht. Von 1:50 -3:00 Uhr standen noch die Niederländer TEXTURES auf dem Plan! Der Platz leerte sich doch schon zunehmend, einfach, weil die Leute zu fertig waren oder ihnen der rhythmisch vertrackte, harte Metal mit vielen Shouts nach dem im Vergleich eher besinnlichem STEVEN WILSON nicht jedermanns Sache war. Sänger Daniël de Jongh fackelt auch nicht lange herum und schmettert einem direkt mit Pfund die ersten Schreie um die Ohren. Bassist Remko Tielemans läuft unermüdlich über die Bühne, springt in die Luft und die Gitarristen lassen ihre Haare fliegen. Bei aller Härte und Aggressivität wird es jedoch nie simpel oder platt und man fragt sich, wie man bei der extrovertierten Performance noch fehlerfrei seine Instrumente bedienen kann. Aber TEXTURES stehen nicht nur für Härte, die dezenten Keyboardflächen schaffen Tiefe, de Jongh ermüdet das Publikum nicht nur mit Shouts, sondern es lauern immer wieder hochmelodische hymnische Refrains oder verträumtere Zwischenparts, nur um dann wieder mit voller Härte auszubrechen. Der lange Tag nagt schon deutlich am Publikum, aber wenn man sich umblickt sieht man in fröhliche Gesichter, sofern man vor lauter Haaren beim Headbangen denn welche erspähen kann. Live sind TEXTURES immer wieder eine Macht. Schade eigentlich, dass sie so spät verpulvert werden und man den Auftritt nicht mehr so ganz genießen kann. Die Band hat jedoch wie immer alles gegeben!
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Ich haderte lange mit mir die Reise „nur für ein Festival“ auf mich zu nehmen. Zu guter Letzt überzeugten mich jedoch Freunde doch hinzugehen. Ich wurde belohnt mit einer phantastischen Stadt (bis auf die Taschendiebe – aufpassen!), einer tollen Zeit mit alten Freunden und ganz vielen netten neuen Bekanntschaften Vorort. Das Publikum war durchweg freundlich und gut gelaunt. Das Ambiente des „Poble Espanyol“ macht als Festival Location einiges her, die Verpflegung mit Trank und Speis geht in Ordnung, an Sound und Licht ist nichts auszusetzen und nicht zuletzt die phänomenale Bandauswahl des BE PROG! MY FRIEND macht diesen Trip zu einem Erlebnis, was ich so schnell nicht vergessen werde. Ich bin immer wieder erstaunt über die klangliche Vielseitigkeit so einer eher kleinen Szene. Ich bin gespannt, wen die Organisatoren nächstes Jahr verpflichten können. Eigentlich waren die letzten Jahre schon fast alle wichtigen Namen des Genres vertreten. Wir werden es beobachten und vielleicht gibt es ein Wiedersehen 2017!
Riesen Dank auch an Madness Live! und dem gesamten BE PROG! MY FRIEND Team für die Akkreditierung!