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Review zum neuem CRYSTAL PALACE Album "The System of Events"

Echte Perlen sind ja eher selten: Die Neue aus dem Kristallpalast in Berlin

Ob das Produzentenduo Lang/Wallner (RPWL, München) heute im Rahmen der Bundestagswahl irgendein Münchener Wahllokal beehrt, ist nicht überliefert. Auch, was die von ihnen produzierten Musiker von der Berliner Band CRYSTAL PALACE heute wählen, ist nicht bekannt. Ich habe meine Wahl jedenfalls getroffen und schiebe deshalb das neue Werk der Berliner Band um den Sänger und Bassisten Jens Uwe Strutz in den CD- Player, um mich etwas eingehender mit dem neuesten Werk der Band zu beschäftigen. Und das gleich vorweg: Eine gute Wahl!

Mal ehrlich: Wer hat schon mal was von CRYSTAL PALACE gehört? Ich jedenfalls nicht. Dabei ist die Berliner Artrockband schon seit über 20 Jahren im Rock-Zirkus aktiv. Allerdings in ständig wechselnden Besetzungen. Und von der bereits 1991 als Trio entstandenen Urbesetzung ist heute lediglich der Bassist und Sänger Jens Uwe Strutz am Start. Was sich da allerdings personell zusammen gefunden hat, kann sich mehr als sehen lassen.

Die aktuelle CD "The System of Events" hat jedenfalls ihren Ursprung im Sommer 2012, als CRYSTAL PALACE damit begann, das Material hierfür zu schreiben. Anfang 2013 ging es dann an die Aufnahmen. Und mit Yogi Lang und Kalle Wallner (beide RPWL, München) hatte man hierfür erfahrene Produzenten gewinnen können. Herausgekommen ist eine Produktion vom Allerfeinsten.

Die Botschaft
Klar, die CD hat ein Konzept. Sie hat aber vor allem eine Botschaft: "Gibt es eine Formel, die unser Leben bestimmt, oder haben wir es doch selbst in der Hand?" Schicksal oder Selbstbestimmung? Gleich der Titelsong erzählt, wie von Schicksalsschlägen gebeutelte Menschen sich völlig neuen Lebenssituationen stellen müssen. Dabei wird nicht nur das ganz persönliche Schicksal im Alltag thematisiert, wie der plötzliche und unerwartete Tod eines nahen Angehörigen oder guten Freundes, sondern auch ein ganzes Volk traumatisierende Ereignisse, wie das Breivik-Attentat oder die Atomkatastrophe von Fukushima.

Musikalische Vorbilder
Gleich beim ersten Reinhören kommt diesbezüglich kein Missverständnis auf. MARILLION (Hogarth-Ära), GENESIS, DREAM THEATER und PORCUPINE TREE,um nur die Wesentlichen zu nennen. Dennoch gehen CRYSTAL PALACE bei ihrer aktuellen Produktion ihren ganz eigenen Weg.

Der Gesang
von Jens Uwe Strutz ist irgendwo zwischen James LaBrie (DREAM THEATER) und Nad Sylvan (AGENTS OF MERCY) angeordnet. Dabei ist der Gesang von Jens immer von großartiger Präsenz und streckenweise brillant. Und er ist auf angenehme Weise wesentlich unpathetischer als der von James LaBrie.

Die Gitarre
Nils Conrad, der seit 2011 dabei ist, spielt eine weit weniger "akrobatische" Gitarre, als man das im Artrockbereich des Öfteren zu hören bekommt. Er spielt eine im besten Sinne "unspektakuläre" Gitarre, die auch deshalb so großartig daher kommt, weil ich als Zuhörer nicht ständig das Gefühl habe, dass sich der Gitarrist gleich die Finger bricht. Was die Solos betrifft, erschließt sich mir hier nicht so genau, ob Nils einen sehr ähnlichen Stil hat, die Solos zu bedienen wie Kalle Wallner (RPWL), oder ob die Solos nahezu komplett von Kalle Wallner eingespielt wurden. Jedenfalls sind auch die Solos vom Allerfeinsten. Die Gitarre "singt" die Solos, sie "weint" sie und manchmal "heult" sie die Solos. Großartig.

Die Drums und der Bass
Während man dem geneigten Liebhaber im Progressiv- und Artrockbereich nicht selten 36/157 Takte um die Ohren schlägt, bleibt uns das auf dieser CD auf angenehme Weise erspart. Frank Brennekam hinter der Schießbude und der Bassist Jens, der auch als amtlicher Sänger operiert (s. o.), bilden hier eine absolute Einheit und treiben da, wo getrieben werden muss, kommen aber immer glasklar und straight auf den Punkt. Ergänzt wird das Bassspiel übrigens vom legendären Colin Edwin (PORCUPINE TREE). Ein Extrakompliment für den Drum-Mix, der jedenfalls auf meiner Stereoanlage ohne die auf vielen Produktionen zu vernehmenden "Vermatschungen" auskommt und entweder wunderschön "knallt", oder eher "zart" daher kommt und die jeweilige Stimmung/Atmosphäre der angespielten Songs angemessen unterstützt.

Die Keyboards
von Frank Köhler, die an der einen oder anderen Stelle vom Produzenten Yogi Lang ergänzt werden, unterstützen das Werk mannschaftsdienlich und angemessen. Bombastisch, orchestral, großartig, aber trotzdem immer irgendwie immer aus dem Hintergrund. Jedenfalls nie zu dick und nie zu dünn.

Die Produzenten
Yogi Lang und Kalle Wallner, von denen ich nichts anderes als 1-A-Qualität erwarte, haben hier erneut einen großartigen Job gemacht. Das Werk klingt absolut ausgewogen und homogen. Man spürt an jeder einzelnen Stelle der CD die Leidenschaft, mit der die beiden Recken von RPWL hier ihren Job gemacht haben.

Anspieltipps
"Green Way", "Stunned By The Silence" und "System Of Events". Warum? Bombastisch! Grundsätzlich erschließt sich einem die CD vor allem dann am besten, wenn man sie an einem Stück und dann noch mehrmals durchgehört hat! Zusammen mit einem Glaserl Wein (von mir aus auch mit 'ner Flasche Bier), und der Abend ist perfekt. Unbedingt voll aufdrehen!

Gastbeitrag von Lothar Epe - vielen Dank! (22.09.2013)

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