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THE INTERSPHERE, LAKE CISCO und KATORTZ im Zentrum Altenberg in Oberhausen

THE INTERSPHERE zerlegen das Zentrum Altenberg! So könnte man diesen Konzertbericht betiteln. Das trifft es aber nicht ganz. THE INTERSPHERE zerlegen erstmal THE INTERSPHERE mit viel Erfolg, denn diese Show ist gespickt mit Pech und Pannen für die vier Musiker, aber sie lassen sich davon nicht beeindrucken und liefern eine fantastische Show vor einem dankbaren Publikum in Oberhausen ab.

Doch erstmal zu den Vorbands. Ganze zwei Gruppen dürfen vor den Absolventen der Mannheimer Popakademie an diesem Freitagabend aufspielen. Die mit im Tourbus reisenden KATORTZ und die Band LAKE CISCO.

Pünktlich um 20 Uhr betreten die vier Mannen von LAKE CISCO die Bühne. Neben Simon Scheibel an den Drums, der sich hinter die Schießbude von The Intersphere hocken darf, besteht die Band aus David Trapp am Bass, der ab und zu Backings beisteuert, Florian Sczesny, der für den Gesang und eine Gitarre zuständig ist und als weiteren Sechssaiter Christopher Jehle, der die komplexeren und flächigen Sounds beisteuert.

Verrenkungen und Schmerzen im Gesicht prägen die Bühnenpräsenz von Sänger und Gitarrist Florian. Am interessantesten ist seine Stimme bei den hohen gefühlvollen Passagen, im mittleren Tonspektrum bleibt er ein wenig blass und die teilweise eingestreuten Shouts sind Geschmackssache, lockern die Musik an sich allerdings deutlich  auf. Gitarrist Christopher legt viele flächige Sounds, mit viel Delay auf einen zerrigen, warmen Ton. Das macht einen breiten Sound, wirkt nach einiger Zeit allerdings auch etwas ermüdend. Dass hier ein guter Gitarrist am Werk ist merkt man allerdings an den stellenweise eingebauten schönen jazzigen Akkorden - bitte mehr davon! Die Band, die teilweise aus Köln und zum Teil aus Koblenz stammt, darf sich (ganz subjektiv gesehen) nicht zu stark darin verlieren, breite Flächen aufzubauen, wenn dann die packenden Melodien und kontrastreichen Rhythmen fehlen. Ansonsten zeigt LAKE CISCO im Zentrum Altenberg, dass da viel Potential schlummert und nicht zuletzt die eigenartige/einzigartige Bühnenpräsenz von Sänger/Gitarrist Florian setzt sich im Gedächtnis fest. Leider ist die Halle zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz gefüllt und das Publikum erscheint noch zurückhaltend, was es für die Musiker auf der Bühne natürlich schwer macht. Auf der Homepage findet sich ein sehr professionell gemachtes Video, dem sie an diesem Abend live leider noch nicht so ganz gerecht werden.

lakecisco.27heroes.com

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KATORTZ beginnen mit einem stimmungsvollen Intro bei verdunkelter Halle, einzelne Spotlights flackern auf zu der Musik und den Sounds vom Band. Dann betritt das Trio aus Bass (KArsten), Gesang/Gitarre (TOshi) und Drums (schwaRTZ) die Bühne. KATORTZ spielen erdigen und sehr direkten Rock and Roll mit deutschen Texten. Das Publikum verhält sich zu dem Zeitpunkt noch immer zurückhaltend, gerade weil der Stil nicht so ganz zu dem der Hauptband passen will. Unbeeindruckt davon rocken die Musiker mit viel Energie auf der Bühne, dass laufe des Auftritts das Publikum ein wenig auftaut. Vor allem Drummer schwaRTZ bricht das Eis immer wieder durch seine Ansagen und dem offensichtlichen Spaß, den er beim Trommeln zeigt. Natürlich lässt es sich der extrovertierte Drummer nicht nehmen, auf die mangelhafte Oberhausener Beteiligung aus dem Zuschauerraum aufmerksam zu machen „Könnt ihr nicht lauter Oberhausen?" - doch! Wie man zu späterer Stunde noch sehen sollte. Gitarrist TOshi nutzt genauso wie der Gitarrist von LAKE CISCO intensiv einen Delay Effekt, setzt ihn aber sparsamer und passender ein. Zwischen den Rock Riffs spielt der Mann an den sechs Saiten auch gute Melodien und beweist Gespür für den Gesamtsound und den Song. KArsten am Bass kann sich in der Triobesetzung austoben und spielt in allen Lagen. Der Bass gerne auch mal leicht angezerrt oder geslappt bietet ein fettes Fundament für die Band. Oftmals wird TOshi mit KArstens Gesang unterstützt was sich gut auf den Gesamtsound auswirkt. Das ist alles nicht sonderlich neu oder innovativ, macht aber gerade auf der Bühne zu sehen viel Spaß und wirkt authentisch.

www.katortz.de

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Schon Ende 2010 erwischten uns THE INTERSPHERE völlig unvorbereitet im Vorprogramm der australischen Band KARNIVOOL und begeisterten vom ersten Takt an (http://www.profilneurotiker.com/reviews/konzertberichte-2010-reviews-und-fotogalerien/karnivool-the-intersphere-fzw-dortmund-14.12.2010.html), was einen dazu animierte, die Band im Auge zu behalten. Im Januar diesen Jahres veröffentlichte die Band ihr drittes Album „Hold On, Liberty!" und spielt nun eine Headlinertour durch die Republik. Genug Gründe um das Konzert am 27.04.2012 in Oberhausen als Pflichttermin anzusehen.

Nachdem die Veranstaltungshalle bei den Vorbands noch spärlich gefüllt war, wurde es nun ein wenig voller und die Zuschauer kamen auch ohne Bitten und Betteln der Band vor die Bühne im kleinen Saal des Zentrum Altenberg. In blauem Licht gehüllt betritt die Band die Bühne und steigt ohne Geschnörkel direkt in das Konzert ein. Die angezerrten Gitarren von Thomas Zipner und Christoph Hessler dreschen harmonisch breite aber rhythmisch filigrane Akkordwände. Bassist Sebastian Wagner bewegt sich energisch über die Bühne und entlockt seinem Instrument groovige Töne in allen Lagen. Schlagzeuger Moritz Müller wird in der Fachpresse als einer der neuen Stars der deutschen Schlagzeugszene gehandelt und beweist sein Können souverän auch in der Livesituation. Man sieht Sänger und Gitarrist Christoph an, wie sehr er in de Musik steckt. Die Mimik spiegelt jedes Gesungene Wort wider, ohne dass es aufgesetzt oder „zuviel" wirkt. Genauso verstehen es die anderen Musiker der kraftvoll dargebotenen Musik auch optisch durch ihre Bewegungen - mal schnell und hektisch, springend (gar fast fliegend), mal andächtig - Ausdruck zu verleihen. THE INTERSPHERE fahren für diese Tour eine eigene Lichtshow mit laufenden Lichtbändern am hinteren Ende der Bühne auf. Oftmals wird die Halle in dunkle Licht-Stimmungen gehüllt die durch die oftmals auch sphärischen Klänge weiter verdichtet wird. Was positiv auffällt ist, dass diese atmosphärischen Soundwände in einem guten Verhältnis zu rockigen und griffigen Riffs stehen. Dass diese Band auf den Bühnen förmlich zuhause ist spürt man in jeder Minute, die Musiker wissen, was wo zu tun ist, man wirkt äußerst routiniert, ohne jedoch den Spaß und die Leidenschaft vermissen zu lassen. Auch Pannen können die seit 2006 tourenden Musikern nicht  aus dem Konzept bringen. Wenn auch mal ein Gitarrist einen Teil zu früh einsetzt, der Gurt der Gitarre nicht halten will und diese durch den Sturz halbwegs unbrauchbar gemacht wird, der Schlagzeuger einen Stick verliert, Kabel scheinbar Wackelkontakte erleben - man hilft sich zur Not mit einem kurzen Tritt oder Schlag gegen das nicht funktionierende Gerät und gerät selber nicht in Panik - sondern spielt weiter so souverän auf wie gehabt. Die Show von THE INTERSPHERE umfasst großteils die letzten beiden Alben, die Mannheimer lassen es sich aber dennoch nicht nehmen einen Song aus ihrer Anfangszeit zu spielen. Man merkt, dass sich kompositorisch und stilistisch ein wenig was getan hat. Dennoch lockert es das Programm weiter auf und zeigt weitere Facetten in der Musik von THE INTERSPHERE. Ein paar Stücke stechen live allerdings mehr heraus als andere. So merkt man dem Opener des aktuellen Albums „Masquerade" an, dass die Band im Studio größtenteils live eingespielt hat. Aufgrund dessen funktioniert der Song und das Arrangement live genauso gut. Der „Hit" „Prodigy Composers" vom Album „Interspheres >< Atmospheres" schlägt beim Publikum genauso ein. Ganz stark auch das Ende des 7 ½ minütigen „Parallel Lines". An der ein- oder anderen Stelle merkt man spärlich Klänge die von Band mitlaufen. Da es sich aber nur um Glockenspiele, kurze dezent genutzte Streicherpassagen und ähnliches handelt, ist das allerdings vollkommen in Ordnung. Was live umsetzbar ist, und das ist der Großteil, wird auch live gespielt. So greift Gitarrist Thomas zum Beispiel kurzzeitig auf ein Mini-Keyboard an der Seite der Bühne zurück.

Kurz nach 23 Uhr wird das Publikum zufrieden in die Nacht entlassen. Mit THE INTERSPHERE hat Deutschland endlich mal wieder eine englisch-singende junge Truppe am Start die internationale Vergleiche nicht scheuen braucht. Ein wenig Massenkompatible Nähe zum Sound von MUSE oder DREDG, dazu noch Spielereien die einen an OCEANSIZE denken lassen, ergeben eine wohlklingende Mixtur aus Eingängigen Melodien aber auch komplexen Details die so live dargeboten auch einfach Spaß machen kann. Die Eigenständigkeit und Abgeklärtheit von einer Gruppe wie MUSE haben THE INTERSPHERE zwar noch nicht, aber ich traue den nächsten Jahren noch einiges zu. Der Zenit ist sicher noch nicht erreicht. Das natürliche und dynamische Erscheinungsbild der Band auf der Bühne tut sein übriges, das man jedem Fan alternativer Gitarrenmusik ans Herz legen sollte sich die Band einmal live anzuschauen! Hier steckt eine Menge Potential auch noch für die nächsten Jahre!

www.theintersphere.com

An dieser Stelle besten Dank an das „Anger  Management" für die Akkreditierung. An dieser Stelle gibt es in Kürze auch ein Interview mit THE INTERSPHERE zu lesen!

Fotos 

weitere Bilder vom Konzert findet ihr hier:

2012-04-27 The Intersphere, Zentrum Altenberg - Oberhausen

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Alle Fotos dieser Galerie stammen von Jacques Moch

      

 

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